5 Tipps, wenn du auf einmal in die Rolle als Produktmanager*in befördert wurdest.
Viele Wege führen ins Produktmanagement. Meist geht dem Job als Produktmanager:in bereits eine Karriere in einem anderen Fachbereich voraus, wie z.B. dem Vertrieb, der Entwicklung, Projektmanagement, der Applikation oder dem Marketing. Manche kommen auch direkt mit dem Berufseinstieg ins Produktmanagement, z.B. durch eine Diplomarbeit, Trainee- oder Junior-PM-Stelle. Wie auch immer du den Weg ins Produktmanagement gefunden hast, wirst du vielleicht das anfängliche Gefühl von leichter Überforderung spüren. Denn in ganz vielen Fällen ist der Sprung ins Produktmanagement auch ein Sprung ins kalte Wasser.
Du bist dann plötzlich Produktmanager*in und als Quereinsteiger*in konntest dich in aller Regel nicht mit einer Ausbildung oder einem Studium auf diesen Job vorbereiten. Zumindest geht es so den allermeisten Produktmanager*innen, die ich bisher kennenlernen durfte. Was du tun kannst, um dich in deiner neuen Rolle einzugrooven, darum soll es in diesem Blogartikel gehen.
Tipp 1: Welches Knowhow bringst du mit? Welches Wissen fehlt dir noch?
Zunächst einmal kommt es schon darauf an, aus welcher Richtung du „plötzlich“ ins Produktmanagement gekommen bist. Als Entwickler*in oder Applikationsspezialist*in kennst du das Produkt ja schon ziemlich gut, um nicht zu sagen in- und auswendig. Als Produktmanager*in bist du allerdings eben nicht der Experte für alle technischen Details zu deinem Produkt. Stattdessen bist du Produkt-Markt-Experte.
Wenn du schon viel Produktwissen hast, ist es nun wichtig, dass du dir Marktwissen aneignest. Dazu gehört ein tiefes Verständnis der Kunden- und Anwender-Situation. Welches Problem löst dein Produkt? Und welche Probleme, Herausforderungen, Wünsche und Ziele haben die Kunden und Anwender darüber hinaus? Ebenso solltest du dein Wettbewerbsumfeld kennen und aus der Perspektive der Kunden und Anwender bewerten können. Beides funktioniert nicht vom Schreibtisch aus. Geh also erst einmal raus ins Feld, zu Kunden, zu Anwendern, zu Nicht-Kunden, auf Messen, Konferenzen und Veranstaltungen, wo du deine (potenziellen) Kunden oder Anwender treffen kannst. Den Vertrieb zu begleiten, liegt da besonders nahe.
Bist du z.B. als ehemaliger Entwickler auch allzu „verliebt“ in dein Produkt, dann geh auf jeden Fall auch mit den Service-Kolleg*innen raus und höre dir an, was nicht so gut funktioniert. Glaub mir, nichts ist lehrreicher. Dass wir unser Produkt für überlegen und unsere Ideen für genial halten, ist nur menschlich, bringt uns aber nicht weiter. Wir brauchen ehrliche, echte Erfahrungen und Bewertungen aus dem Arbeitsalltag der Kunden und Anwender. Bleib also cool während deines Besuchs bei unzufriedenen oder kritischen Kunden und fang nicht mit Rechtfertigungen oder Erklärungen an. Hör einfach zu und nimm das Feedback an. Du kannst dabei sehr viel über deine Kunden und Anwender lernen.
Solltest du von der Marktseite ins Produktmanagement gekommen sein, musst du dich natürlich nun auch mit der Technik befassen. Du solltest dein Produkt schon genau verstehen und wissen, was es kann und was vor allem nicht kann.
Das dritte Wissensgebiet, das du dir erschließen darfst, ist die betriebswirtschaftliche Seite deines Produkts. Kostenkalkulation, Investitionsrechnung und strategische Planung sollte dir vertrautes Terrain sein. Nutze dein BWL-Wissen, um die Situation deines Produkts, das du übernimmst, zu analysieren und zu verstehen. Hol dir Auswertungen zu deinem Produkt und stelle die richtigen Fragen, um Ansatzpunkte für deine Arbeit als Produktmanager*in zu finden. Sprich dazu auch mit deiner*m Vorgesetzten, versuche die Zielsetzung des Unternehmens in Bezug auf dein Produkt zu verstehen. Wo soll die Reise hin und was wird von dir erwartet?
Tipp 2: Lass dich nicht zur „Edelmülltonne“ machen
Du bist plötzlich Produktmanager*in und was erwarten die anderen jetzt von dir? Genau diese Frage bringt mich zu meinem zweiten Tipp. Denn du solltest die Erwartungshaltung an dich nicht nur klären, sondern auch aktiv steuern.
Was heißt das? Naja, angenommen du warst bis vor kurzem noch Entwickler oder Anwendungsspezialist für dein Produkt. Deine Kolleg*innen wissen, dass du dich mit dem Produkt einfach super auskennst und kommen weiterhin mit ihren Fragen und sämtlichen Anliegen rund ums Produkt zu dir. Du sollst ständig für sie spezielle Schulungen halten, Präsentationen machen, Infos aus der Produkt-Doku raussuchen, Sachen cleanen etc.
Lass dir eins sagen: So verkommst du zum Second Level Support für dein Produkt.
Klar, hast du eine gewisse Präsentations- und Kommunikationsfunktion für dein Produkt. Wenn du aber ständig nur am kommunizieren, Fragen klären und präsentieren bist, ist das nicht im Sinne des Erfinders von Produktmanagement (das war übrigens Neil McElroy bei Proctor & Gamble, im Consumer-Bereich auch als Markenmanagement bezeichnet). Es ist zwar absolut verständlich, dass du immer wieder Feuerlöscher-Aktionen übernimmst und dich „kümmerst“. Diese Aufgaben sind auch durchaus befriedigend und machen Spaß, weil die Resultate der Arbeit unmittelbar sichtbar werden, im Gegensatz zu deinen eigentlichen strategischen Aufgaben, die eher langwierig sind und deren Früchte oftmals erst nach einiger Zeit sichtbar werden. Allerdings bringen die operativen Koordinations- und Support-Aufgaben weder dich noch dein Produkt langfristig wirklich weiter.
Wie kannst du dem entkommen? Achte darauf, dass deinen Kolleg*innen deine neue Rolle als Produktmanager*in bekannt und bewusst wird. Das setzt voraus, dass du selbst Klarheit über deine Rolle und Aufgaben hast. So kannst du Grenzen aufzeigen und an andere – die richtigen – Stellen verweisen, statt ständig alles selbst „kurz“ zu erledigen. Außerdem untergräbst du so weder dich noch andere.
Tipp 3: Hole dir Tools und Methodenwissen
Als Produktmanager*in wirst du plötzlich auch in sehr viel mehr Meetings sitzen. Dort wird viel diskutiert und Meinungen und Ideen ausgetauscht. Damit sich das alles nicht im Kreis dreht, die guten Ideen und hilfreichen Informationen nicht verloren gehen, Pläne und Konzepte wirklich durchdacht werden, braucht es eine gute Moderation. Du ahnst es schon: Das ist deine Aufgabe. Für weniger Blabla in Meetings und mehr gute Workshop-Ergebnisse brauchst du einen vielfältigen Tool- und Methodenkoffer.
Wo bekommst du dieses Wissen her? Durch Weiterbildung. Lies Bücher, hör Podcasts, geh zu Meetups, hol dir Wissen. Viele Produktmanager*innen, die ich kenne, machen zusätzlich ein berufsbegleitendes MBA-Studium und eignen sich so das meist noch in der Tiefe fehlende BWL-Wissen an. Du kannst außerdem auch ein Training oder eine Weiterbildung zum Thema Produktmanagement machen und dir so deiner Rolle und Aufgaben bewusst werden. Das empfehle ich dir sogar dringend. Jetzt denkst du „klar, sie ist ja auch Trainerin, logisch, dass sie das sagt.“ Ich meine das aber ganz ernst und es gibt ja auch eine Vielzahl an guten Angeboten, aus der du das für dich passende aussuchen kannst. (Worauf du dabei achten kannst, habe ich dir in diesem Blogartikel zusammengefasst.)
In einem Training geht es gar nicht (primär) darum, dein Wissen auszubauen, sondern viel mehr zu erlernen, wie du dein Wissen jetzt praktisch umsetzt. Wie entwickelst du denn jetzt eine Strategie und wie definierst und priorisierst du deine Anforderungen? Wie erstellst du eine Kommunikationsstrategie und Argumentationshilfen für Vertrieb und Marketing? In einem Training geht es darum, aus deinem Wissen, Erkenntnis werden zu lassen, damit du umsetzen und so quasi deine PS auch auf die Straße bekommst.
Lerne also Tools und Methoden kennen und anzuwenden, die dir dabei helfen, die Ideen, Gedanken und das Wissen deiner Stakeholder einzuholen, zu strukturieren und zu verarbeiten. Zeige so auch deine Kompetenz als Produktmanager*in und stärke deine Rolle. Das hilft dir auch wiederum bei Tipp 2.
Tipp 4: Lass dich unterstützen und begleiten
Zu Tipp 3 gehört auch Tipp 4, denn wenn du in deinem eigenen Wald drinstehst, siehst du die Bäume oft nicht. Du bist ja quasi „ganz plötzlich“ zur Produktmanager*in geworden und konntest dich nicht wirklich auf die Rolle vorbereiten. Nach einer Weile im Job fängt es vielleicht an zu haken. Suche dir deshalb einen Mentor oder eine Mentorin, intern oder extern. Jemand, der schon einige Jahre Erfahrung im Produktmanagement hat und mit dem du Themen und Fragestellungen besprechen kannst, deine Aktionen und Maßnahmen reflektieren kannst und deine Vorhaben im Sparring challengen lassen kannst, damit du bei der Präsentation vor dem Management für alle Eventualitäten gewappnet bist.
Tipp 5: Bau dein Netzwerk aus
Als Produktmanager*in hältst du die vielen Fäden für dein Produkt zusammen. Einer meiner Teilnehmer bezeichnete kürzlich das Produktmanagement sogar als Strippenzieher. Es geht in jedem Fall um Beziehungen zu anderen Abteilungen, Vorgesetzten, externen Stellen. Mach dir deine Nahtstellen bewusst und schau dir dein Netzwerk innerhalb und außerhalb des Unternehmens an. Mit wen arbeitest du schon gut zusammen? Wer fehlt noch? Wie kannst du dein Netzwerk erweitern? Wer kann dir dabei helfen?
Wenn du diese 5 Tipps beherzigst, bin ich ganz sicher, dass du einen guten Einstieg ins Produktmanagement finden wirst. Ich stehe dir auch gerne als deine Sparringpartnerin begleitend zu Seite, am liebsten in meinem Programm Product Management UPGREAT, in dem wir vier Monate lang an deinen fachlichen und persönlichen Skills arbeiten und gleichzeitig direkt in die Umsetzung gehen. Alle Infos findest du hier. Buch dir auch gerne einen Kennenlern-Call und wir schauen gemeinsam, wo du gerade stehst und was dich am besten weiter bringt.
Bis bald,
Bernadette